Die Universität

Zur Historie…

Die Philipps-Universität Marburg wurde 1527 von Landgraf Philipp dem Großmütigen zu Marburg gegründet. Dieser hatte kurz zuvor in seinen Territorien das protestantische Bekenntnis eingeführt und wollte dieses Werk nun mit einer eigenen Hochschule krönen. Damit war die Marburger Universität die erste protestantische Hochschulgründung in Deutschland (in Wittenberg hatte man nur eine bereits bestehende Hochschule umgewidmet). Dadurch erhielt die Neugründung eine Anziehungskraft auf weite Gebiete Deutschlands. Streitigkeiten zwischen Lutheranern und Reformierten verhinderten jedoch eine Aufrechterhaltung dieser Stellung im 17. und 18. Jahrhundert.

Erst die Annexion Hessens durch Preußen 1866 sollte wieder einen Aufschwung bringen. Neue Bauten entstanden und die Studentenzahlen stiegen. So waren es 1887 1.000 und 1909 bereits 2.000 Studenten. Das Universitätsjubiläum 1927 brachte weitere Baumaßnahmen. In der Zwischenkriegszeit stieg die Zahl der Studenten auf 4.000. Nach dem Zweiten Weltkriegs ging die Entwicklung der Philipps-Universität ungebrochen weiter. In den sechsziger Jahren erfolgten die vorerst letzten und umfangreichsten Baumaßnahmen. Heute studieren in Marburg circa 18.000 Menschen.

Einige berühmte Marburger Studenten und Professoren:

Denis Papin, Erfinder der Dampfmaschine, der Chemiker Robert Bunsen (den gleichnamigen Brenner kennt jeder), der Mediziner Emil von Behring, Mitbegründer der Behringwerke, Gustav Heinemann, Bundespräsident, Otto Hahn, Entdecker der Kernspaltung, Wilhelm Liebknecht, Mitbegründer der SPD, Michail Lomonossow, Gründer der Moskauer Universität, Boris Pasternack, der Autor von Dr. Schiwago, der spanische Philosoph Jose Ortega y Gasset, die Philosophin Hannah Arendt, Soziologin und Politologin, und die Märchenerzähler Gebrüder Grimm.

Geschichte der Universitäten…

Universitäten sind Hochschulen mit dem Recht Promotionen also Doktorgrade zu verleihen und Freiheit  der Lehre und des Lehrenden, im Gegensatz zur FH erhält der Student keinen schulischen Stundenplan, sondern muss sich seine Fächer und letztlich die Prüfung in der Freiheit, welche die jeweilige Studienordnung vorgibt, selbst wählen. Jede Freiheit bedeutet auch ein gewisses Alleine gelassen sein. Seit Entstehen der Universitäten geben hier Verbindungen Unterstützung, Rat, Halt und Hilfe.

In den Universitäten im Heiligen römischen Reich deutscher Nation wie in Bologna 1088, Prag 1348 oder Marburg 1529 wohnten die Studenten in Gemeinschaften gegliedert nach „Nationes“. In Prag gab es beispielsweise die „böhmische Nation“ für Deutsche und Tschechen, daneben eine bayerische, polnische und sächsische Nation. Überbleibsel dieser Selbstverwalteten Universität findet man noch heute in Schweden, wo einzelne „Nationes“ Einrichtungen wie z.B. die Mensa verwalten und organisieren, was in Deutschland heute Aufgabe des Studentenwerkes ist. Mit zunehmendem Einfluss der Landesfürsten auf Hochschulen und steigender Studentenzahl ab dem 15. Jhdt, steigt ebenso der Anteil der nach Herkunft gegliederten Wohngemeinschaften. In diesen Landsmannschaften teilte man Wohnstatt wie Lernmaterial und spricht nun auch in seiner landestypischen Zunge, während zuvor die Haussprache in den Nationes Latein war. Die Mitglieder nennen sich nun Burschen, von Burse (Bursa latein.: Tasche, Beutel, Börse), die Zugehörigkeit endete mit dem Verlassen der Universität. Ausschweifendes Leben mit Zechereien, Raufhändel mit Rapier oder später Degen bringt die Studenten in Verruf. Es gibt Interessenskonflikte zwischen den Einnahmen und der Schutz- und Ordnungsbedürfnis der städtischen Bewohner, denn die Studenten unterstehen nicht der städtischen Gerichtsbarkeit sondern der Universitären, sie müssen nicht in das Gefängnis, sondern in den Karzer, eine Parallelwelt innerhalb der Universitätsstadt und nicht selten werden Universitäten gegründet und kurz später wieder suspendiert. Der „Lebensbund“ über die Verweildauer an der Universität ist unbekannt. Erst als mit der Aufklärung sich der entwicklungsfördernde Geist außeruniversitäre Orden, wie z.B. der Illuminatenorden, mit dem Prinzip der landsmannschaftlichen Lebensgemeinschaft zusammenfällt, erfolgt breitere Zustimmung durch Landesherren wie Professoren. Diese neue Form nennt sich nun Corps, Landsmannschaft, Gesellschaft, Kränzchen, usw.: Straffes Reglement, verbindliche Zusammengehörigkeit, geheime Identitätssymbole, lateinische Landesnamen, farblich einheitliche Kleidung schaffen Verbindungen heutigen Typs. Die Mitglieder dieser Verbindungen stellen einen Teil der Freiwilligen in den Napoleonischen Befreiungskriegen oft in den Lützowschen Freicorps. Den Studentenrock färbt man schwarz als gemeinsame Uniformfarbe, dazu rote Verzierungen und goldfarbene Knöpfe. Nach der Niederschlagung der napoleonischen Befreiung werden Hoffnungen auf ein freies und gemeinsames Deutschland mit den Karlsbader Beschlüssen 1819 enttäuscht. In den Farben der alten Uniformen schwarz-rot-gold und dem Wunsch nach einem geeinten Deutschland anstatt Kleinstaaterei, nach Pressefreiheit und Mitbestimmung im Sinne einer zumindest parlamentarischen Monarchie entwickelt sich studentische Bewegung die am Hambacher Schloss und Wartburgfest gipfelte. Studentenverbindungen gelten als aufwieglerisch und revolutionär, sogar mit Übergriffen gegen das revanchistische Establishment wie bei dem Mord an August Kotzebue durch den Burschenschafter Sand. Waren im frühen 19. Jhdt. auch katholische Geistliche trotz des bis 1983 geltenden päpstlichen Mensurverbots auch in schlagenden Verbindungen, wie der „Arbeiterbischof“ genannte Emmanuel von Ketteler, kommen bald erstmals christliche Gedanken zu den studentischen Ideen: 1836 gründet sich in Erlangen die Mensur ablehnende Verbindung Uttenruthia – revolutionär innerhalb des Verbindungswesens, gilt das Waffentragen und die Satisfaktion mit der Waffe als studentisches Privileg. 1844 gründet sich mit Bavaria Bonn die älteste nichtschlagende, katholische Verbindung. Trotz des Wechsels vom Hieb- oder Stoßduell zur nicht tödlichen Mensur um 1850 lehnen die Katholiken auf Grund des päpstlichen Verbots die Mensur ab, die protestantischen Theologiestudenten bevorzugen lange weiter das Duell mit dem tödlichen Stoßdegen, der keine sichtbaren Schmisse verursacht. Im preußischen Kulturkampf ab 1871 mit den gesetzlichen Repressalien gegen Katholiken wie Entlassung der katholischen Schulaufsicht, Kontrolle der Gesinnung von geistlichen oder Brotkorbgesetz mit Einstellung von Unterstützung an die katholischen Gemeinden, sorgt für einen Schub innerhalb der katholischen Verbindungen. Die katholischen Verbindungen stärken Ihre Vernetzung, Verbände wie CV, KV, UV entstehen und so tritt auch Rhenania Marburg direkt mit der Gründung 1879 in den Cartellverband CV schnellstmöglich ein. Innerhalb der Studentenverbindungen sehen sich die schlagenden den nichtschlagenden überlegen. Dabei ist zwischen der „Bestimmungsmensur“ und „Satisfaktionsgebend“ zu unterscheiden, so gab es durchaus auch christliche Verbindungen, welche die Mensur als Pflicht ablehnen, aber Ehrenhändel als Duell erlaubten. Erst 1913 mit dem Marburger und 1921/22 mit dem Erlanger Verbände- und Ehrenabkommen wurde es ermöglicht, Ehrenstreitigkeiten zwischen Mitgliedern aller studentischen Verbände auch ohne Waffe beizulegen. Rhenania Marburg ist seit Gründung 1879 Mitglied im verbindungs- wie mitgliedstärkstem Dachverband Cartellverband (CV), der in Deutschland um die 30.000 und im befreundeten ÖCV in Österreich etwa 12.000 Mitglieder hat, die in gemeinsamen Werten und im bundesbrüderlichen Du verbunden sind. Dazu traten dem CV aus dem Ausland Verbindungen bei oder es besteht ein Freundschaftsverhältnis, z. B. in Rom (Italien), in Fünfkirchen (Ungarn) und in Oppeln in Schlesien (Polen), Tokio (Japan), Löwen in Flandern (Belgien) und Dschang (Kamerun). 

Kernpunkt im CV ist die Verankerung im katholischen Glauben, der sichtbar nach außen gelebt wird, so hat nach der Gleichschaltung und Auflösung der Studentenverbindungen unter den Nationalsozialisten der Cartellverband und seine Mitglieder unter den Repressalien der Nationalsozialisten zu leiden. Konnten prominente CVer wie der „Löwe von Münster“ Bischof Clemens August Graf von Galen oder Eugenio Pacelli, Papst Pius XII. ihre prominente Stellung für Schutzbedürftige nutzen, wurden viele andere Opfer und Märtyrer, beispielsweise der Zentrumspolitiker Eugen Bolz und Pater Rupert Maier.

Innerhalb des katholischen Dachverbandes CV ist die V.K.D.St. Rhenania Mitglied im Marburger Kreis. Hier sind Bavaria Bonn, Guestfalia Tübingen, Markomannia Würzburg, Hercynia Freiburg, Arminia Heidelberg und die Marburger Rhenanen besonders freundschaftlich verbunden. Dieser Zusammenschluss katholische wertkonservativer Bünde wurde gegründet um Rhenania, die in der Nachfolge der 1968er Revolution unter einem dem Zeitgeist entsprechend geringen Zulauf in einem katholischen Lebensbund litt, genügend Nachwuchs zu sichern. Die Ziele sind die Wahrung der Sitten innerhalb des Cartellverbands und die Stärkung des Katholizitätsprinzips (Religio).